Nagelpsoriasis richtig behandeln

Je nach Ausprägung der Nagelpsoriasis kann eine Behandlung sowohl mit innerlichen, systemischen Medikamenten (bspw. Biologika) als auch mit äußerlichen, topischen Mitteln (bspw. Harnstoff) erfolgen. Es können grundsätzlich können alle Anteile des Nagelorgans (Nagelfalz, Nagelwurzel/-matrix, Nagelbett, Nagelplatte und Hyponychium) pathologisch verändert sein.

Nagelpsoriasis Behandlung & Therapie

Schnelle Therapie-Erfolge sind bei Schuppenflechte leider nicht zu erwarten.

Vielmehr dauert es oft sogar einige Monate bis sichtbare Verbesserungen auftreten. Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen sind daher unabdingbar, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

Diagnose Nagelschuppenflechte

Um eine erfolgreiche Therapie zu beginnen, ist eine genaue Diagnose durch einen Dermatologen erforderlich. Dieser erkennt oftmals auf den ersten Blick, ob es sich um eine Nagelschuppenflechte handelt, insbesondere dann, wenn der Patient zusätzlich an einer Form der Haut-Schuppenflechte leidet.

Tritt eine Nagelpsoriasis ohne begleitende Hautsymptome, kann sie auch schnell mit anderen Erkrankungen, wie bspw. Nagelpilz, Ekzemen, inneren Erkrankungen oder Tumoren verwechselt werden.

Durch verschiedene Untersuchungsmethoden lässt sich die Nagelpsoriasis allerdings gut erkennen.

Biopsie des Nagelbetts

Um eine gesicherte Diagnose zu erhalten, wird ein Stückchen des befallenen Nagels entfernt und im Labor untersucht (Biopsie). Bei einer Nagelpsoriasis erkennt man unter dem Mikroskop eine starke Vermehrung normaler oder krankhaft veränderter Hornzellen (Hyper- oder Parakeratose) und Entzündungszellen (Granulozyten).

Rheumascan

Gut erkennbar ist eine Nagelpsoriasis im Rheumascan (Xiralite®). Das ist ein optisches Verfahren mittels einer Fluoreszenzkamera, welches Bilder liefert, die eine entzündliche Gelenkerkrankung eindeutig diagnostiziert.

optisches Verfahren mittels einer Fluoreszenzkamera
Einbettung / Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/66428/Rheumatoide-Arthritis-Die-Entzuendungsaktivitaet-wird-sofort-sichtbar

Dabei wird intravenös ein Kontrastmittel gespritzt, welches sich im entzündeten Gelenk festsetzt und dort bereits nach einer Minute mit Hilfe der Spezialkamera sichtbar wird. Eine besondere Vorbereitung des Patienten ist nicht erforderlich. Die Untersuchung beider Hände ist nach wenigen Minuten abgeschlossen. Bereits im Frühstadium können mittels dieser Methode rheumatische Entzündungen erkannt werden, die auf eine Gelenk-Psoriasis hinweisen.

Schweregrad der Nagelpsoriasis – NAPPA Score

Die Behandlung einer Nagelpsoriasis ist immer abhängig von der Schwere der Erkrankung. Diese lässt sich mit der so genannten NAPPA-Score Methode (Nail Assesment in Psoriasis and Psoriatic Arthitis) feststellen. Er ist international am besten validiert und erfasst nicht nur die Nagelveränderungen, sondern auch die Einschränkungen des Patienten durch die Krankheit.

Der NAPPA-Score bemisst sich aus 3 Faktoren:

  • NAPPA-QOL – Lebensqualität
  • NAPPA-PBI – Patientenbedürfnisse und Behandlungsvorteile
  • NAPPA-CLIN – Nagelstatus

Es werden die körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen erfragt und die krankhaften Veränderungen der Nägel aufgelistet. In unterschiedlicher Gewichtung wird anhand dieser Komponenten dann der Schweregrad der Nagel-Psoriasis bestimmt. Je höher der Score (Punktzahl), desto höher der Schweregrad der Nagelerkrankung.

Interessant: Es kann auch vorkommen, dass die Nagelpsoriasis zwar nicht sehr ausgeprägt ist, dafür aber der Leidensdruck des Patienten sehr hoch ist und somit der Score ebenfalls hoch ausfällt.

Mehr dazu: https://www.nappa-online.com/

Äußerliche Behandlung bei leichten Fällen – topische Therapie

Es gibt eine Reihe von äußerlich wirksamen Arzneistoffen, die vor allem bei einem leichten Schuppenflechtebefall der Finger- und Fußnägel hilfreich sein können. Wichtig ist eine gute Penetration, also ein gutes Eindringen der Wirkstoffe in den befallenen Nagel.

Darin gestalten sich auch die Schwierigkeiten und die Grenzen der äußerlichen Therapie.

Die antipsoriatischen Wirkstoffe dringen nur sehr langsam oder schlecht an den eigentlichen Bestimmungsort.

Zur erfolgreichen Behandlung müssen allerdings Nagel, Nagelbett und Nagelmatrix in ausreichender Konzentration mit dem Wirkstoff versorgt werden. Für die Behandlung stehen unter anderem Tinkturen, Cremes, Salben und Nagellacke zu Verfügung, die im nachfolgenden genau erklärt werden.

Harnstoff / Urea

Harnstoff, auch Urea genannt, ist ein Keratolytikum, also ein hornlösender Wirkstoff, der den Nagel aufweicht, so dass er sich sukzessive abtragen lässt. Er wird unter anderem auch bei der Behandlung von Nagelpilz eingesetzt.

Speziell für die Therapie der Nagelpsoriasis gibt es Nagellacke mit einer 15%igen Harnstoff-Konzentration, die das geschädigte Nagelkeratin denaturieren, so dass der Nagel nachwachsen kann.

Nagellack Onypso®

Ein medizinischer Nagellack mit 15% Urea ist Onypso®. Er bekämpft die Hyperkeratose und ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Der wasserlösliche Lack muss täglich, am besten abends vor dem Schlafengehen, über mehrere Monate auf den oder die betroffenen Nägel aufgetragen werden. Einmal wöchentlich sollte der Nagellack mit einem Nagellackentferner abgetragen werden, um das Eindringen des Wirkstoffs in die Nagelplatte zu unterstützen.

In klinischen Studien wurden nach sechsmonatiger Behandlungszeit mit jeweils einem Auftrag täglich sichtbare Erfolge verzeichnet. Die Nageldicke wurde reduziert und der Nagel hatte ein glatteres, gepflegteres Aussehen.

Kinder und Schwangere sollten den Nagellack nicht anwenden, da hierüber keine Erfahrungswerte vorliegen. Ebenso sollten die Nägel nicht zeitgleich mit anderen lokalen Mitteln behandelt werden.

Als Nebenwirkungen sind leichte Rötungen, Reizungen oder Hauttrockenheit zu nennen, jedoch wird der Lack im Allgemeinen gut vertragen.

Obwohl es sich um ein frei verkäufliches Präparat handelt, sollten Sie vor dem Kauf in jedem Fall Rücksprache mit einem Dermatologen halten.

Der Preis für 3 ml des Urea-Nagellacks beträgt 19,90 Euro.

Naloc

Naloc ist eine rezeptfreie Creme, welche sowohl gegen Nagelpsorias als auch gegen Nagelpilz helfen kann. Bereits nach 2 Wochen zeigten sich in klinischen Tests erste optische Verbesserungen der Nägel.
Laut Hersteller tötet die Creme Pilze ab und weicht die Nagelplatte auf, wodurch das geschädigte Nagelgewebe entfernt werden kann. Obwohl andere Medikamente einige Monate eingesetzt werden müssen, um sichtbare Erfolge zu erzielen, soll die Behandlung mit Naloc bereits nach 2-4 Wochen bei den meisten Anwendern zu sichtbaren Verbesserungen führen. Ebenso können Schwangere und stillende Mütter die Creme anwenden, da sie nur lokal auf den Nagel wirkt.

Das Präparat ist zwar frei verkäuflich, Sie sollten vor dem Kauf aber auf jedem Fall Rücksprache mit einem Hautarzt halten.

Salbe ONYSTER®

Diese 40 %ige Urea Salbe wird normalerweise als Therapeutikum bei Nagelpilz eingesetzt. Einige Webseiten verweisen jedoch auf eine Wirksamkeit auch bei Nagelpsoriasis. Der Harnstoff weicht das Keratin, aus dem die Nagelplatte besteht, auf und löst so den Nagel ab. Im Anschluss daran kann das Nagelbett dann weiterbehandelt werden. Der Hersteller selbst nennt die Salbe jedoch nicht als Therapeutikum gegen Nagelpsoriasis.

Schwefel- und Kieselsäure

Der Nagellack Sililevo® enthält Kieselsäure und Schwefel, welche die durch die Schuppenflechte geschädigte Nagelstruktur nachhaltig remineralisiert und stabilisiert. Gerade das ist besonders wichtig für Nagelpsoriatiker. Eine Besonderheit bildet zudem die patentierte Lackbasis aus Hydroxypropylchitosan (HPCH), welche sich an das Keratin des Nagels bindet und dadurch kleinste Hohlräume und Unebenheiten auf der Nagelplatte versiegelt.

Der durchsichtige Nagellack sollte über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten einmal pro Tag, am besten abends vor dem Schlafengehen, angewendet werden. Auch unter farbigem Nagellack ist Sililevo wirksam.

In einer klinischen Studie mit 87 Patienten im Jahr 2014 verbesserte sich bei 79% der Teilnehmer die Nagelstruktur und der Schweregrad der Veränderungen wurde um bis zu 72% reduziert. Über 96% der Anwender beurteilten die Verträglichkeit zudem mit gut bis sehr gut.

Sililevo gibt es als 3,3 ml oder als 6,6 ml Nagellack und ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich.

Auch hier gilt, bitte fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Synthetische Steroide (Kortisonpräparate)

In jedem menschlichen Körper kommen von Natur aus Steroide vor, die unterschiedliche biochemische Aufgaben erfüllen. Aber auch in Tieren, Pflanzen und Pilzen lassen sich Steroide finden. Neben den natürlichen Steroiden gibt es auch künstliche Steroide, am bekanntesten davon: Anabolika zum Muskelaufbau.

Was viele jedoch nicht wissen, gerade im medizinischen Bereich wäre die Behandlung von vielerlei Krankheiten ohne den Einsatz von künstlichen Steroiden nicht möglich.

Entzündungshemmende Cortison-Arzneimittel (Glucocorticoide) zählen zu den synthetisch hergestellten Steroiden, die in ihrer Wirkung wesentlich stärker als natürliche Steroide sind. Mit dieser Eigenschaft sind sie geradezu prädestiniert für Immunerkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis, Rheuma, aber auch für den Notfalleinsatz bei Asthma, Epilepsie, und weiteren.

Kortison-Präparate können in unterschiedlichen Formen verabreicht werden:

  • Injektion
  • Tabletten
  • Salben
  • Cremes
  • Lösungen
  • Inhalation

Kortison gilt auch bei mittelschweren bis schweren Ausprägungen der Nagelpsoriasis als eines der wichtigsten äußerlichen Arzneimittel.

Dabei werden vier Intensitäten unterschieden, von “schwach wirksam” bis “sehr stark wirksam”. Bei der Nagelpsoriasis werden zumeist stark bis sehr stark wirksame Kortisone verschrieben. Je nach Schweregrad der Erkrankung und der Verträglichkeit beim Patienten wird die passende Dosis ermittelt.

Nebenwirkungen können bei einer äußerlichen Anwendung sein, dass es bei langfristiger Anwendung über viele Wochen und Monate zu schlechter Wundheilung oder zu einem Abbau der Haut (Atrophie) kommen kann.

Kortison, Calcipotriol

Das Kortison Betamethason hat sich in Verbindung mit Calcipotriol (Vitamin D3) bei Nagelpsoriasis als stark wirksam erwiesen. Besonders die typischen Symptome wie die Ablösung des Nagels vom Nagelbett (Onycholyse), die übermäßige Verhornung der Haut (Hyperkeratose) sowie Nagelverfärbungen konnten in einer Studie nach einer halbjährigen Behandlungsdauer deutlich reduziert werden.

Diese Wirkstoffkombination findet sich in Daivobet®, welches man auf und unter den Nägeln (manche nutzen dazu bspw. eine Zahnarztsonde) aufträgt. Daivobet ist rezeptpflichtig.

Mit der Behandlung der Nägel durch Kortison verbessert sich die Nagelstruktur meistens deutlich. Leider wird nach Absetzen des Präparats der Nagelzustand auch wieder schlechter.

Einige führende Dermatologen plädieren mittlerweile aber für den dauerhaften Einsatz des Medikaments in größeren Zeitabständen.

Kortison-Spritzen – Injektionen unter den Nagel

Bei Nagelmatrixpsoriasis, wenn also die Nagelwurzel befallen ist, können Kortisoninjektionen unter den befallenen Nagel die Veränderungen der Nagelstruktur lindern und Tüpfelnägeln besonders wirksam entgegenwirken. Wie oft und in welcher Dosierung dies geschehen muss, ist nicht eindeutig in Studien belegt. Manche sprechen von einer einmaligen Injektion, während andere von wöchentlichen oder monatlichen Injektionen ausgehen.

Der Nachteil einer intraläsionalen Kortikosteroid-Anwendung besteht darin, dass die Spritzen sehr unangenehm sind. Es muss daher eine örtliche Betäubung erfolgen. Zudem besteht die Gefahr von Gewebeschwund bis hin zum Sehnenabriss.

Druckinjektion / Dermojet

Dermojet-Injektionen werden im Vergleich zu klassischen Spritzen von den meisten Patienten als wesentlich weniger schmerzhaft empfunden. Dabei wird der Kortison-Wirkstoff mittels Überdruck unter die Haut injiziert.

Dieses Verfahren eignet sich besonders für Patienten mit Angst vor Spritzen bzw. einer Nadelphobie.

Tazaroten

Tazaroten ist ein Wirkstoff, der zur äußerlichen Behandlung bei Schuppenflechte eingesetzt wird. In Deutschland ist das topische Retinoid unter dem Namen Zorac® erhältlich. Besonders bewährt hat sich das Medizinpräparat bei Patienten, die unter Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis) leiden.

In einer Studie wurden 31 Patienten über 24 Wochen mit Tazaroten 0,1% Gel behandelt. Die Bildung von Tüpfelnägeln und die Nagelablösung von der Nagelplatte wurde reduziert, bei der übermäßigen Zellbildung unter dem Nagel (Hyperkeratose), der Weißfärbung der Nägel (Leukonychie) und Splitterblutungen zeigte sich jedoch keine signifikante Besserung.

Eine Kombination mit der Phototherapie oder der Photochemotherapie wird empfohlen, wenn die alleinige Therapie mit Tazaroten unzureichend ist.

Fototherapie / UV-Bestrahlungen

Bei einer mittelschweren bis schweren Schuppenflechte sind lokale oder auch innerlich wirkende Medikamente manchmal nicht ausreichend, um Schübe erfolgreich zu behandeln. Als wirkungsvoll hat sich dann der zusätzliche Einsatz einer Licht- oder Phototherapie erwiesen, bei dem die Nagelplatten mit ultraviolettem Licht bestrahlt werden.

Man unterscheidet dabei zwei unterschiedliche Arten der UV-Lichttherapie:

  • Psorale-UVA-Therapie (PUVA) und
  • Schmalspektrum-UVB-Therapie ( auch Schmalband-UBV-Lichttherapie)

Die Behandlung ist jedoch sehr zeitintensiv und sollte nur von erfahrenen Hautärzten durchgeführt werden, da es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen kann und einige Arten der Schuppenflechte nicht für die Lichttherapie geeignet sind.

Psorale-UVA-Therapie (PUVA)

Die PUVA-Therapie steht bei der Lichtbehandlung an erster Stelle. Dabei wird die betroffene Haut mit UVA-Licht bestrahlt.

Das Medikament Psoralen steigert als Tablette, Gel, Creme oder Badezusatz, die Lichtempfindlichkeit der Haut und verstärkt so die Wirkung der Bestrahlung.

Psoralen hemmt dabei zudem die vermehrte Bildung von Hautzellen.

UV-Bluepoint-Bestrahlung

Gerade zur Behandlung von Psoriasis-Nägeln wurde die Wirksamkeit von PUVA mittels gezielter punktgenauer UV-Bestrahlung in mehreren Studien bewiesen. 50 Prozent der Nägel besserten sich im Verlauf der Therapie mit einem UV-Punktstrahler (Blue Point mit UVA-Licht). Nachteilig ist die möglichst tägliche Anwendung über einen Zeitraum von 4-6 Wochen.

Schmalspektrum-UVB-Therapie / Balneophototherapie

Bei der Schmalspektrum-UVB-Therapie werden die von Psoriasis betroffenen Nägel mit UVB-Licht bestrahlt. Das Lichtspektrum ist dabei eingegrenzt, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.

Eine Variante dieser Behandlung ist die unter dem Namen Bade-Licht-Therapie bekannte Balneophototherapie, welche ähnlich gute Resultate liefert wie die PUVA-Therapie. Bei dieser Form der Bestrahlung wird die Hand oder der Fuß 20 Minuten in warmes Wasser mit speziellen Zusätzen (Kohlensäure, Schwefel, pflanzliche Zusätze) getaucht. Währenddessen oder direkt im Anschluss daran wird dann mit UV-Licht bestrahlt. Handelt es sich bei den Zusätzen um Totes-Meer-Salz oder Kochsalz spricht man von einer Photosoletherapie (sole = Salz).

Aufgrund der guten Wirksamkeit übernimmt die Krankenkasse bei schweren Ausprägungen der Nagelpsoriasis die Kosten der Balneophototherapie.

UV-Bestrahlung und Hautkrebs

Jeder kennt den Spruch: “Die Haut vergisst nichts”. Das gilt vor allem für ultraviolettes Licht (UVA und UVB), welches die Haut mitunter schädigen kann. Die übermäßige Sonnenbestrahlung lässt die Haut schneller altern und begünstigt die Entstehung von Hautkrebs.

Patienten, die mit UV-Licht behandelt werden, haben nach bisherigen Erkenntnissen aus der Praxis aber kein erhöhtes Hautkrebsrisiko.

Allerdings gibt es bislang keine wissenschaftlichen Langzeitstudien. Der behandelnde Arzt sollte dazu seine fachliche Einschätzung geben und die Haut regelmäßig auf Hautkrebs untersuchen.

Nicht mehr empfohlene Wirkstoffe

Nicht durchgesetzt oder nicht (mehr) zur Psoriasis-Behandlung empfohlen sind 5-Fluorouracil (Efudix®), Anthralin (Dithranol) und Interferenzstrom.

Systemische Behandlung bei schwerer Nagel-Psoriasis

Ist die Nagelschuppenflechte stark ausgeprägt und betrifft auch die Nagelmatrix oder sind bereits die Gelenke betroffen (Psoriasis-Arthritis), handelt es sich um eine schwere Form der Nagelpsoriasis. Dann sind rein äußerlich wirkende Medikamente zu schwach, um gegen die hartnäckige Erkrankung vorzugehen. Nun schlägt die Stunde der systemischen Medikamente, die oral eingenommen werden müssen.

Oftmals werden die innerlichen Therapien von äußerlichen Maßnahmen begleitet, um den Erfolg der Behandlung zu verbessern.

Da systemische Medikamente in das Immunsystem eingreifen und viele Nebenwirkungen haben, erfolgt die Behandlung meistens in Spezialambulanzen bzw. in Universitätskliniken.

Hochwirksame Medikamente sind unter anderem Methotrexat, Ciclosporin A oder Remicade® (Wirkstoff Infliximab) aus der Gruppe der Biologika.

Methotrexat (MTX)

Der Wirkstoff Methotrexat wird schon seit über 5 Jahrzehnten erfolgreich zur langfristigen Behandlung von schwerer und schwerster Psoriasis vulgaris und Psoriasis-Arthritis eingesetzt. Das Medikament unterdrückt die krankhafte Überreaktion des Immunsystems und hemmt Entzündungsprozesse.

Der Arzneistoff kann in Tablettenform oder per Spritze verabreicht werden. Eine placebokontrollierte Studie mit 120 Teilnehmern ergab eine deutliche Reduktion der Psoriasis-Symptome um bis zu 90%. Die Wirkstoffvergabe erfolgte dabei per Injektion, da diese im Vergleich zur oralen Aufnahme über Tabletten, eine schnellere und länger andauernde Wirkung aufweist.

Bereits nach 4-8 Wochen tritt mit Methotrexat in der Regel eine deutliche Verbesserung der Beschwerden ein.

Nach 12 Wochen wird der Fortschritt vom Arzt in Augenschein genommen und die Therapie eventuell angepasst. Bei guter Verträglichkeit kann Methotrexat jedoch über Jahre hinweg eingesetzt werden. Nach Absetzen des Medikaments können sich die Symptome allerdings wieder verschlechtern. Die Kosten für Methotrexat werden von den Krankenkassen übernommen.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen des Medikaments gehören Magen-Darm- Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen, aber auch Schwindel, erhöhte Leberwerte oder eine verschlechterte Nierenfunktion und vieles mehr (aufgelistet im Beipackzettel). Treten Nebenwirkungen auf, sollten Sie diese mit ihrem Arzt besprechen. Die Therapie wird dann gegebenenfalls abgebrochen. Durch regelmäßig durchgeführte Blutuntersuchungen werden mögliche Risikofaktoren erkannt.

Ciclosporin

Der Wirkstoff Ciclosporin (z. B. Sandimmun®, Cicloral®, Deximune® oder Ciclosporin Pro®) unterdrückt das Immunsystem und wird zur kurz- bis mittelfristigen Therapie von schwersten Formen der Psoriasis eingesetzt, wenn andere Mittel (Methotrexat oder Fumarsäure) keinen Erfolg bringen. Die Methode ist gut wirksam und verbessert die Schuppenflechte-Beschwerden erheblich, kann aber auch starke Nebenwirkungen haben.

Die Einnahme ist körpergewichtabhängig und erfolgt über Kapseln in den Dosierungen 25mg, 50 mg, oder 100 mg, wobei die Tagesdosis bei 2,5-5,0mg pro kg Körpergewicht liegt. Verbesserungen können bereits nach etwa 2-4 Wochen festgestellt werden. In der Regel wird Ciclosporin 3-6 Monate, manchmal aber auch ein Jahr oder länger, eingenommen. Das ist abhängig von der Verträglichkeit.

Für eine dauerhafte Behandlung über viele Jahre hinweg eignet sich der Wirkstoff nicht, denn:

Je länger Ciclosporin eingenommen wird, desto größer ist die Gefahr von Nebenwirkungen.

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen bei der Einnahme von Ciclosporin sind abhängig von der eingenommenen Dosis. Sehr häufig steigen die Nierenwerte an, weshalb die Werte während der Behandlung regelmäßig über eine Blutuntersuchung (alle 2-3 Wochen) kontrolliert werden müssen. Auch der Blutdruck kann sich erhöhen, ebenso die Blutfettwerte und die Leberwerte. Das Zahnfleischkann sich verdicken. Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Zittern, Müdigkeit, verstärkte Körper- und Gesichtsbehaarung und viele weitere Nebenwirkungen sind bekannt. Sind die Beschwerden von geringer Natur, kann die Therapie problemlos durchgeführt werden. In manchen Fällen ist jedoch ein Abbruch nötig.

Wichtig: Impfungen mit einem Lebendimpfstoff dürfen bei der Einnahme von Ciclosporin nicht eingesetzt werden. Auch darf der Wirkstoff nicht zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden.

In der Schwangerschaft und Stillzeit darf das Arzneimittel nicht eingesetzt werden.

Fumarsäureester

Fumarsäureester sind bereits seit vielen Jahren erfolgversprechend im Einsatz gegen Psoriasis und nehmen bei den systemisch angewendeten Medikamenten sogar einen Spitzenplatz ein. Der aus einer Pflanze (Fumaris officinalis) gewonnene Arzneistoff hat eine hemmende Wirkung auf bestimmte Zellen des Abwehrsystems, die bei der Schuppenflechte unkontrolliert gebildet werden.

Fumaderm

Ganz vorne ist dabei das Produkt Fumaderm, welches auch über einen langen Zeitraum eingesetzt werden kann. Studien mit über 900 Langzeit-Patienten ergaben, dass nach einer Fumaderm-Einnahme von 3 Monaten bereits 80 Prozent der Teilnehmer Verbesserungen bemerkten. Nach 6 Monate lag die Zahl sogar bei 93 Prozent. Bei der speziellen Form der Nagelpsoriasis konnte Fumaderm bei 62 Prozent der Patienten die Symptome stark verbessern oder gar soweit reduzieren, dass sie nicht mehr sichtbar war.

Die Nebenwirkungen, bspw. Magen-Darm-Probleme, veränderte Blutwerte oder Hautröte und Hitzewallungen, sind dabei relativ gering. Allerdings ist während der Fumarsäuretherapie eine regelmäßige ärztliche Kontrolle unerlässlich und bei veränderten Blutwerten die Anpassung der Dosis erforderlich, so dass die Therapie in den meisten Fällen erfolgreich weitergeführt werden kann.

Achtung: Bitte keine vom Apotheker selbständig hergestellten Fumaderm-Kapseln nutzen, da Qualitätsschwankungen zu schweren Reizungen im Magen führen können.

Die Dosierung sollte langsam gesteigert werden, damit der Körper sich an das Medikament gewöhnen kann. Erst, wenn eine Dosis vertragen wird, kann sie langsam erhöht werden. Zeigt sich die Wirksamkeit von Fumaderm schon bei einer geringeren Menge als der Höchstdosis, sollte diese Menge beibehalten werden. Ist die Wirkung gut und eine zeitlang stabil, kann die Dosis nach und nach wieder reduziert werden.

Skilarence

Ein weiteres Fumarat, neben Fumaderm, ist das das erst im Juni 2017 für mittelschwere bis schwere Psoriasis zugelassene, rezeptpflichtige Medikament Skilarence. Im Gegensatz zu Fumaderm (mit mehreren Inhaltsstoffen) enthält Skilarence nur den Wirkstoff Dimethylfumarat.

In einer 16wöchigen Studie schnitt der Arzneistoff etwas schlechter als Fumaderm ab, allerdings traten Nebenwirkungen auch etwas seltener als bei Fumaderm auf. Der Zeitraum der Studie war mit 16 Wochen knapp bemessen, da bei manchen Patienten erst nach etwas über 2 Monaten die Wirkstoffkonzentration im Körper hoch genug war, um optimal zu wirken. Die Wirksamkeit und Sicherheit des alleinigen Inhaltsstoffs Dimethylfumarat ist ähnlich hoch wie bei Fumaderm.

Die Einnahme erfolgt per Tablette, die auf keinen Fall gekaut, zerbröselt oder zerteilt werden sollte, denn die Beschichtung schützt den Magen vor Reizungen.

Mit etwas Flüssigkeit sollte diese Während oder nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Die richtige Dosierung ist, wie bei allen systemischen Psoriasis-Medikamenten, nicht ganz einfach. Es sollte mit einer niedrigen Dosierung begonnen werden, die dann nach und nach bis zur Höchstdosis gesteigert werden kann. Hilft das Medikament bereits in einer geringeren Dosierung gut, sollte dieser Level beibehalten werden.

Biologika – hochwirksame Psoriasis-Medikamente

Biologika sind biotechnologisch hergestellte, hochwirksame Arzneimittel, die zielgerichtet entzündliche Reaktionen im Körper stoppen können. Sie sind für die Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte zugelassen und werden meist erst dann verschrieben, wenn andere Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg führten oder eine andere systemische Therapie aus medizinischen Gründen nicht in Frage kommt.

Gut zu wissen: Mittlerweile gibt es allerdings auch spezielle Biologika, die für eine Erstbehandlung bei Psoriasis verschrieben werden dürfen (Firstline-Behandlung).

Der Vorteil der Biologika, im Gegensatz zu den systemischen, also auf den ganzen Körper wirkenden, Medikamenten liegt darin, dass sie ganz gezielt auf bestimmte Bereiche des Immunsystems einwirken, die für die Entzündungsprozesse verantwortlich sind. Sie wirken also nur dort, wo sie sollen und nirgendwo anders im Körper. So schaffen es Schuppenflechte-Biologika, die Symptome wesentlich zu verbessern oder gar vollständig zu unterdrücken. Wird die Behandlung abgebrochen, kann die Psoriasis wieder sichtbar werden. Eine Langzeitbehandlung mit Biologika ist mit regelmäßigen Kontrollbesuchen beim Arzt problemlos möglich.

Die Nebenwirkungen sind vergleichbar mit den klassischen, inneren Medikamenten, wobei die Anfälligkeit für Infekte leicht erhöht ist. Bereits an Infekten erkrankte Patienten müssen vor einer Therapie mit Biologika davon geheilt werden, da die biotechnologisch hergestellten Stoffe die Infekte verschlimmern können.

Die nachfolgenden Biologika werden zur Behandlung von Psoriasis vulgaris und Psoriasis-Arthritis eingesetzt, wobei Infliximab am besten anschlägt.

Infliximab (Remicade)

Der Wirkstoff Infliximab gehört zur Gruppe der Biologika und kann bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis eingesetzt werden, wenn andere innerliche Therapien nicht vertragen wurden oder nicht wirksam waren.

Bei der Schuppenflechte ist ein wichtiger Part des Immunsystems außer Kontrolle geraten. Der so genannte Tumor-Nekrose-Faktor (TNF-alpha), der zuständig ist für die Bakterienbekämpfung, ist dabei stark erhöht, auch wenn keine Bakterien beteiligt sind. Als Folge reagiert die Haut mit Entzündungen, Rötungen, Schmerzen und der Zerstörung des Gewebes. Der Antikörper Infliximab bindet sich an TNF-alpha und macht diesen damit unschädlich. Bereits nach etwa 2 Wochen konnte der Wirkstoff eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität herbeiführen. Auch bei Nagelpsoriasis wurde eine gute Wirksamkeit gezeigt.

Die erste Abgabe des Medikaments erfolgt über eine intravenöse Infusion mit 5mg/kg über einen Zeitraum von etwa 2 Stunden und sollte bei einem Facharzt, der über genügend Erfahrung in diesem Bereich verfügt, erfolgen. Die weiteren Behandlungen erfolgen dann zwei und sechs Wochen später. Im Anschluss daran dann alle zwei Monate. Diese Dosierung gilt sowohl für Plaque-Psoriasis als auch für Psoriasis-Arthritis.

Sollte es während des Behandlung zu allergischen Reaktionen kommen, muss die Infusion gegebenenfalls sofort unterbrochen werden und darf dann auch nicht mehr weiter fortgeführt werden.

Um das Risiko zu minimieren, erfolgt vor der Behandlung eine ausführliche Anamnese. Insbesondere eine Tuberkulose-Erkrankung oder der Kontakt zu Tuberkulose-Kranken ist im Zusammenhang mit Infliximab problematisch, da auch diese Krankheit mit dem Tumor-Nekrose-Faktor zusammenhängt. Wird TNF-alpha mit Infliximab unschädlich gemacht, kann die Tuberkulose wieder ausbrechen und sogar schlimmer als zuvor sein.

Generell treten Infektionen häufiger und mit schwererem Verlauf auf, wenn Infliximab eingesetzt wird.

Auch ist es möglich, dass unter bestimmten Bedingungen mit Infliximab ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Insbesondere starke Raucher oder Psoriatiker, die bereits eine längere abwehrschwächende Therapie oder PUVA-Therapie hinter sich haben, könnten davon betroffen sein. Letztere sollte vor allem auf mögliche veränderte Hautstellen achten, die ein Hinweis auf Hautkrebs sein könnten.

Die Nebenwirkungen können umfangreich sein, weshalb Sie ein guter Facharzt gewissenhaft und gründlich über alle wichtigen und aktuellen Informationen zu Infliximab aufklären wird.

Bei einer fortschreitenden Schuppenflechte kann Infliximab auch in Kombination mit Methotrexat eingesetzt werden, da möglicherweise seltener Antikörper gegen den Wirkstoff Infliximab gebildet werden.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Einsatz von Infliximab komplett vermieden werden.

Nagelpflege bei Nagelpsoriasis

Um den Erfolg einer lokalen und/oder systemischen Therapie zu unterstützen, sind eine regelmäßige Nagelpflege und Maßnahmen zum Nagelschutz erforderlich.

Pflegen, Schneiden, Baden
Die von Schuppenflechte befallenen Nägel sollten mit Schere oder Feile recht kurz gehalten werden. Lauwarme tägliche Salzbäder weichen die Nagelstruktur auf und machen sie so geschmeidiger. Wichtig ist vor allem, die Nägel an Händen und Füßen danach mit einer rückfettenden Lotion ausgiebig einzucremen.

Waschen
Der Bereich unter den Nägeln sollte nach dem Waschen möglichst trocken sein. Das erreicht man, indem man bspw. mit einem Küchenrollentuch unter die Nägel fährt. Dieses saugt die Feuchtigkeit dann auf. Auch hier sollten die Nägel immer mit einer rückfettenden Creme einmassiert werden.

Nägel schützen
Reize in Form von Spülmitteln und anderen “scharfen” Materialien sollten durch das Tragen von Handschuhen, sowohl im Beruf als auch zuhause, vermieden werden. Unter den Handschuhen können dünne Baumwollhandschuhe getragen werden. Schuhe sollten unter keinen Umständen drücken oder an den befallenen Nägeln reiben.

No Go´s
Psoriatiker-Nägel verzeihen nichts, weshalb sie keinesfalls als Werkzeug eingesetzt werden sollten. Alles, was reibt, Druck ausübt, quetscht oder in irgendeiner Weise die Nägel oder die Nagelhaut irritiert, sollte vermieden werden. Dazu zählt auch die Anwendung von acetonhaltigem Nagellackentferner oder scharfen Putzmitteln.

Podologe
Bei schweren Fällen der Nagelpsoriasis an den Fußnägeln ist ein Gang zum medizinischen Fußpfleger empfehlenswert.

Nagelpsoriasis & künstliche Fingernägel

Eine gute Möglichkeit, das unschöne Erscheinungsbild der Nagelpsoriais zu verdecken, sind künstliche Fingernägel. Dabei hängt es aber immer auch von der Betroffenheit der Nägel ab, ob es sinnvoll ist, einen künstlichen Nagel, sei es mit Gel, Fiberglas oder Acryl, zu modellieren. Am besten sucht man ein professionelles Nagelstudio mit versierten Fachkräften aus, die dann ausführlich beraten, was realistisch ist, und was nicht.

Bei einem sehr starken Befall der Nägel, bei denen sich der Nagel ablöst, sind künstliche Fingernägel nicht geeignet.

Eine andere Variante ist der Einsatz von speziellen UV-Lacken, die es mittlerweile auch in Drogerien zu kaufen oder online in speziellen Nagelshops zu bestellen gibt. Diese Lacke halten deutlich länger als herkömmliche Lacke und härten unter UV-Licht aus. Auch hier gilt es, ausprobieren und sehen, ob man damit zurecht kommt oder ob der Lack abplatzt oder sich löst.

Mehr zu den » Ursachen, Anzeichen und Symptomen.

Weiterführende Links

Ärztezeitung.de: TNF-Alpha-Hemmer hilft auch bei Nagel-Psoriasis
Psoriasis Forum Berlin e.V.: Was, wann, wie hilft bei Nagelpsoriasis
Deutsche ApothekerZeitung: Die richtige Wahl bei Nagelpsoriasis
Aerzteblatt.de: Psoriasis – neue Erkenntnisse zur Pathogenese und Therapie
Berufsverband Deutscher Rheumatologen e.V.: Psoriasis-Arthritis: Neue Therapien und Leitlinien

Nägel Hand und Fuß